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Jagd auf Passierschein A38 – The fun of Digitalisierung im Bildungssystem

In „Asterix erobert Rom“ wird aus einer vermeintlich leichten Aufgabe, der Beschaffung des „Passierscheins A 38“, eine Odyssee durch bürokratischen Wahnsinn. In der Präfektur, dem „Haus, das Verrückte macht“, werden die beiden sympathischen Gallier für ein Antragsformular kreuz und quer durch den Gebäudekomplex geschickt, doch niemand fühlt sich zuständig. Um „von Pontius zu Pilatus“ geschickt zu werden, bedarf es jedoch keiner Zeitreise in das alte Rom. Auch die Beschaffung von Hard- und Software für den digitalen Unterricht hält für Lehrkräfte häufig eine Prüfung asterixschen Ausmaßes bereit. Und die Herausforderung ist ebenfalls, während der Beschaffung nicht den Verstand zu verlieren.

Schule vs. Unternehmen

Nicht immer ist es sinnvoll, Prozesse aus der Wirtschaft auf den öffentlichen Bereich zu übertragen. Bei der Bereitstellung von benötigter IT ist ein Abgleich der dazugehörigen Entscheidungsprozesse jedoch ratsam. Wenn Beschäftigte in einem mittelständischen Unternehmen neue Ausstattung und/oder Software benötigen, müssen eigentlich nur die folgenden Fragen beantwortet werden: Ist der Bedarf nachvollziehbar, ist ausreichend Budget vorhanden und ist die Anschaffung kompatibel mit der sonstigen digitalen Infrastruktur und den Datenschutzvorgaben? Wenn diese Fragen von den Vorgesetzten und der IT-Abteilung positiv beantwortet werden: Et voilà!

Und wie sieht es im Schulkontext aus? Sagen wir es mal so: Anders. Die genannten Fragen sind auch im Schulkontext relevant aber hinzu kommen noch ganz andere. Zunächst ist nicht immer ganz klar, wer eigentlich zu was zustimmen muss. Was entscheidet die Schulleitung, was der Schulträger und welche Rolle spielt das Kultusministerium? Müssen die Schulkonferenz und/oder die Eltern ihr Einverständnis geben? Gelten für Hardware, Software und Fortbildungen die gleichen Zuständigkeiten? Liegt ein medienpädagogisches Konzept vor, was ist mit Datenschutz und ach ja, müssen wir das eigentlich ausschreiben?

Lachen vs. Weinen

Wir beschäftigen uns seit mehreren Jahren mit dem deutschen Bildungssystem und sind immer wieder fasziniert davon, wie wir es als Nation geschafft haben, Teil der bemannten Raumfahrt zu sein während wir gleichzeitig bei der Digitalisierung des Schulwesens noch den aufrechten Gang lernen. Die Mannigfaltigkeit von Zuständigkeiten sowie ineffizienten und undurchsichtigen Prozessen ist der reinste Wahnsinn. Teilweise ist es nur noch zum Lachen, es bleibt uns jedoch angesichts der Zukunft kommender Generationen im Halse stecken.

In Gesprächen stellen wir immer wieder fest, dass das Ausmaß und der Wahnsinn im Schulwesen vielen gar nicht klar ist – wie auch! Bei unseren Recherchen haben wir uns gewundert, weshalb es bisher kaum Grafiken gibt, die die Zuständigkeiten und Prozesse im Bildungssystem abbilden. Heute wissen wir wieso: Es würde mehr Fragen aufwerfen als Antworten liefern. Denn auch wenn wir nach mehreren Jahren die Grundprinzipien verstanden haben, können wir uns noch lange nicht erklären, warum sie aufrechterhalten werden. Oder um es mit einer Weisheit der Dakota-Indianer zu sagen: „Wenn du entdeckst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab!”

Richtige Fragen vs. Richtige Antworten

Damit auch Sie die richtigen Fragen stellen können, möchten wir unsere Erkenntnisse mit allen teilen, die sich dafür interessieren. Dies hat für uns weniger altruistischen, sondern fast schon therapeutischen Charakter. Wir finden, Vergleiche sind ein großartiges Instrument, um Dinge ins Verhältnis zu setzen. Aus diesem Grund haben wir mal Beschaffungsprozesse im Schulwesen mit denen im Unternehmenskontext verglichen. Zugegeben, wir haben es ein wenig überspitzt dargestellt. Aus eigener Erfahrung wissen wir natürlich, dass auch Konzerne und Großunternehmen ihren Entscheidungen ebenfalls gerne Pontius und Pilatus vorschalten. Und trotzdem: Der Entscheidungsweg im Schulwesen nimmt je nach Bundesland gerne noch zusätzliche Abzweigungen, es handelt sich also genauer betrachtet um eine vereinfachte Darstellung. Doch schon hierdurch wurde die seelische Gesundheit von 2,5 unserer Beschäftigten stark strapaziert, daher haben wir von einer weiteren Erhöhung des Komplexitätsgrades abgesehen.

Also: Treten Sie ein in das Haus der Verrückten und entscheiden Sie selbst, an welcher Stelle Sie den Verstand verloren bzw. ob Sie die Reise überhaupt angetreten hätten. Und wenn Sie danach die richtigen Fragen stellen können, müssen Sie nur noch irgendjemanden finden, der daran interessiert ist, Ihnen die richtigen Antworten zu geben.

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