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Jeder Kauf eine Stimme – unsere Rolle in globalen Lieferketten

2023-07-18_Blog_Lieferketten

Dass wir als Konsumenten Einfluss auf gewisse Marktmechanismen haben ist keine krasse Neuigkeit. Meistens denken wir dabei an tierische Lebensmittel oder auch Plastik – hier gilt “je weniger desto besser”. Bei anderen Gütern ist das mitunter wesentlich komplexer. Nicht immer geht es um die Menge, sondern um die richtige Wahl. Warum man dann z. B. plötzlich mit anderen Augen auf die Auswahl im Eiscafé schaut, haben wir bei der Recherche für unseren neuen Kurs gelernt. 

Globale Lieferketten vs. Menschenrechte

Wenn wir im Sommer Spaghetti-Eis essen und Fotos davon machen, denken wir eher selten darüber nach, wo all das herkommt – die Milch für die Eiscreme, die Vanille für den Geschmack oder die Bestandteile unseres Smartphones, mit dem wir fotografieren. All diese Produkte sind Teil komplexer Lieferketten, die sich über mehrere Länder oder sogar Kontinente erstrecken. Zwangs- und Kinderarbeit, Ausbeutung von Tieren und Umweltzerstörung gehören zur dunklen Seite dieser Lieferketten. Mit jedem Kauf gehen wir eine Beziehung mit den Menschen ein, die an der Herstellung des Produkts beteiligt waren. Wir konsumieren nicht einfach nur, sondern geben eine Stimme ab für Menschenrechte, Arbeitsbedingungen, Löhne, Tierwohl oder auch Umweltschutz. 

Bevor Vanille und Lithium den Weg in unseren Alltag finden, haben sie eine lange Reise hinter sich. Vanille kommt hauptsächlich aus Madagaskar und wird dort aufwändig von Hand bestäubt und geerntet. Gut davon leben können viele Bauern dort trotzdem nicht. Der Lithium-Abbau ist geografisch zwar nicht so stark auf eine Region begrenzt, die Herausforderungen sind jedoch die gleichen. Chile, Bolivien, Argentinien (auch bekannt als “Lithiumdreieck”), Australien, und China verfügen über bedeutende Lithiumvorkommen und sind daher wichtige Lieferanten für den Weltmarkt.  Die Bedingungen für die Minenarbeiter sind oft schlecht – zu den niedrigen Löhnen und mangelndem Arbeitsschutz kommt die vermehrte Umweltbelastung durch die eingesetzten Chemikalien. Der weltweit steigende Bedarf an Lithium für Batterien und Energiespeichersysteme stellt die betroffenen Regionen vor zusätzliche Herausforderungen. 

Unsere Rolle als Konsumenten

Die Geschichten unserer täglichen Güter müssen wir kennen, wenn wir Veränderungen bewirken wollen. Als Konsumenten können wir mit bewussten Kaufentscheidungen Unternehmen unterstützen, die sich für faire Arbeitsbedingungen, Menschenrechte und Umweltschutz engagieren. Erkennen können wir das z. B. an den verschiedenen Fairtrade- oder Nachhaltigkeits-Zertifizierungen. 

Folgende Fragen sollten wir uns bei jedem Kauf stellen. 

  1. Brauche ich das wirklich? 
  2. Kann ich das vielleicht auch second hand/refurbished kaufen? 
  3. Gibt es eine regionale bzw. saisonale Alternative? 
  4. Wo kommt das Produkt her und ist es (samt Verpackung) wirklich nachhaltig? 

Um genau diese Bewegung voran zu bringen und für noch mehr Awareness haben wir zusammen mit World in mind einen interaktive Kurs zum Thema “Menschenrechte in globalen Lieferketten” produziert. “Vanille” und “Lithium” spielen auch hier eine große Rolle. Denn anhand dieser praktischen Beispiele können globale Liefer- und Wertschöpfungsketten erforscht und das eigene Konsumverhalten hinterfragt werden. Das Ganze steht ab sofort kostenfrei bei bildungsfreaks zur Verfügung. 

Unternehmerische Verantwortung dank Lieferkettengesetz 

Große Unternehmen, die bisher nur wenig Verantwortung für ihre Lieferketten übernommen haben, sind inzwischen gesetzlich dazu verpflichtet: seit dem 01.01.2023 setzt das sogenannte Lieferkettengesetz den rechtlichen Rahmen zur Einhaltung ethischer Standards. Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern sind demnach dazu verpflichtet, Menschenrechtsverletzungen, Umweltschäden und andere Risiken entlang ihrer Lieferkette zu identifizieren, zu verhindern und zu mildern. Darüber hinaus müssen sie Informationen über ihre Zulieferer offenlegen: Woher kommen die bezogenen Rohstoffe? Wie sind die Arbeitsbedingungen? Und welche Auswirkungen auf die Umwelt hat das Ganze?

Im Kurs “Globale Lieferketten fair gestalten – bist du dabei?” geht es um die vielen Vorteile, die dieses Gesetz mit sich bringt. Aber sind dabei auch Nachteile möglich? Ergeben sich vielleicht sogar Schlupflöcher, mit denen Unternehmen dieses Gesetz umgehen können? Was bedeutet das konkret für betroffene Regionen, was für kleine Unternehmen als Zulieferer großer Konzerne? Die Kursreihe bietet viele Impulse zur Auseinandersetzung und anschließenden Diskussion.

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